Wahrheit – oder ist alles relativ?


Mehr als 60 Teilnehmer beim 13. Sommerlichen Arbeitskonvent des Alten Ordens vom St. Georg in Passau

Gouverneur Prinz Gundakar von und zu Liechtenstein

Begrüßung durch Gouverneur Prinz Gundakar von und zu Liechtenstein

„Was ist Wahrheit?“ fragte einst Pilatus. Er wartete die Antwort nicht ab. Es war die zynische Überheblichkeit des römischen Imperiums und dessen relativistischer Staatsdoktrin, die diese Frage aufwarf, aber an der Antwort letztlich nicht interessiert war.

Sehr wohl an der Beantwortung dieser Frage von höchster Wichtigkeit und Aktualität interessiert waren jene mehr als sechzig, aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden angereisten, Ordensmitglieder und ihre Angehörigen sowie Gäste und Freunde des Ordens aus vielen Berufen und Fachrichtungen, die sich vom 29. August bis zum 1. September im Bildungshaus spektrum-KIRCHE im bayerischen Passau einfanden.

Unter dem Vorsitz des Gouverneurs, Prinz Gundakar von und zu Liechtenstein, und unter der Moderation des Ordenskanzlers, Graf Peter zu Stolberg-Stolberg, der mahnte, dass die Zivilisation zusammenbricht, wenn die Wahrheit verschwindet, wurden in vier Vorträgen verschiedene Aspekte der Wahrheitsfrage profund vorgetragen und diskutiert.

Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Thomas Stark, Philosophieprofessor an der philosophisch-theologischen Hochschule St. Pölten und an der philosophisch-theologischen Hochschule Benedikt XVI. im Stift Heiligenkreuz bei Wien. Die Grundaussage wird schon im Titel ausgesprochen: Wahrheit im Verhältnis zu Gut und Schön – Nur das Wahre ist das Gute, nur das Gute ist das wahrhaft Schöne.

Die gesellschaftliche Relevanz eines richtigen und wirklichkeitsgemäßen Denkens wurde auch an der Darstellung von dessen Gegenteil deutlich: Die Schweizer Psychologin Dr. Judith Barben sprach über Spin-Doctors und manipulative Psychotechniken – Vertuschung der Wahrheit im Dienste der Macht.

Nach der hl. Messe in der nahegelegenen Klosterkirche der Pauliner und dem gemeinsamen Frühstück begann der zweite Tag mit dem Vortrag des US-amerikanischen Historikers Dr. John C. Rao von der St. John’s University, New York, zum Thema Das Drama der Wahrheit auf der Bühne des modernen Lebens – Katholisches Christentum als Alternative zur globalen Reise ins Nichts. In der Fülle an historischen Namen, Daten und Zusammenhängen bildete die Kritik der Krise der „modernen“ Welt den Roten Faden.

Den geistigen Schlusspunkt des Arbeitskonvents setzte der Professor für Philosophie und Religionswissenschaft an der Theologischen Hochschule Basel, Dr. Harald Seubert, mit seinem profunden Referat Wahrheit und Freiheit – Theologisch-philosophische Überlegungen zu den Fundamenten unserer Kultur. Seubert ging explizit auf die Pilatus-Frage „Quid est veritas?“ ein und charakterisierte sie als Symbol der Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit durch die römische Weltmacht.

MMag. Wolfram Schrems, katholischer Theologe und Philosoph:

„Die Tagung kann als großer Erfolg gewertet werden. Der Veranstalter hat sich mit der Auswahl der Referenten und den anspruchsvollen Diskussionen als ernstzunehmende Stimme in den geistigen Auseinandersetzungen der Gegenwart erwiesen…

‚Quid est veritas? – Was ist Wahrheit?‘ Das war die zynisch-herablassende Frage des Pilatus. Er hätte die Antwort hören können. In dieser Frage ist die Antwort gleichsam enthalten, da sich aus den Buchstaben dieses Satzes ein Anagramm bilden lässt: „Est vir qui adest. – Es ist der Mann, der hier ist (Jesus Christus).“