Thomas-Morus-Preis 2018
Ernest Kardinal Simoni
Thomas-Morus-Preis erstmals verliehen
Englischer Staatsmann als Vorbild für unsere Politiker
Wien, 22. Juni 2018
Im Rahmen eines Festaktes in Anwesenheit des Apostolischen Nuntius, S.E. Peter Zurbriggen, sowie von Abt Maximilian Heim OCist, wurde gestern Abend im gesteckt vollen Kaisersaal des Stiftes Heiligenkreuz erstmals der Thomas-Morus-Preis, als Stiftung des Alten Ordens vom St. Georg, auch Orden der Vier Römischen Kaiser, an Seine Eminenz Ernest Kardinal Simoni aus Albanien verliehen.
Die Verleihung erfolgte nach jahrelanger Suche in einem strengen Auswahlverfahren eines geeigneten Laureaten, der, nach dem Vorbild des englischen Lordkanzlers und Staatsmannes Sir Thomas More, zum eigenen Nachteil konsequent Zeugnis erbracht hat für den Primat der Wahrheit im Gegensatz zur weltlichen Macht.
Prinz Gundakar von und zu Liechtenstein, Gouverneur des Alten Ordens vom St. Georg, erklärte die höchst aktuelle Bedeutung der Auszeichnung, weil Papst Johannes Paul II. den englischen Lordkanzler, Topjuristen und hochgebildeten Humanisten, in seinem Motu Proprio vom 31. Oktober 2000 zum Patron und Vorbild für Juristen, Politiker und Regierende erklärt hat. In entwaffnend humorvoller Art widerstand Morus vor 500 Jahren den schmeichelhaften Versuchungen und schließlich der brutalen Machtpolitik König Heinrichs VIII., wofür er mit seiner Hinrichtung am Schafott beim Tower von London bezahlen musste, so Liechtenstein.
Leidensweg als Gnadenakt für den Gekreuzigten
Wie Altabt Gregor Henckel von Donnersmarck OCist in seiner Laudatio ausführte, wurde Don Ernest Simoni 1963 als junger, frisch geweihter Priester, der für den soeben in Dallas einem Attentat zum Opfer gefallenen US-Präsidenten John F. Kennedy eine Messe gelesen hatte, in der Christmette vor versammelter Glaubensgemeinde vom Altar weg verhaftet, dann gefoltert und zum Tode verurteilt. So begann sein Leidensweg im kommunistischen Albanien.
Im marxistisch-ideologischen Kampf des laut Eigendefinition „ersten atheistischen Staates“, der die kirchlichen Strukturen zerstörte, sowie die religiöse Praxis und den Glauben an Gott untersagte, wurde Don Simoni dann zu lebenslanger schwerster Zwangsarbeit im Bergwerk und als Kanalräumer im stinkenden Kot von Shkodra „begnadigt“. Wobei das Regime hier versuchte, ihn mit verlockenden Angeboten eines weltlichen Lebens, zu anti-kirchlichen Aussagen zu ködern, was er aber entschieden ablehnte.
Gleich Thomas Morus, der zu schlau war, sich offen gegen seinen teuflisch böse gewordenen ehemaligen Freund, König Heinrich VIII., zu äußern, breitete Kardinal Simoni über seine Leiden, Schrecken, Schmerzen und Schikanen ein Tuch des Schweigens, sprach nie schlecht über die Regierung und Politik des Partisanen Enver Hoxha, über seine Feinde. Die Hölle von zum Tode führenden Verhören, waren psychologisch für ihn das Kreuz, welches er die Gnade hatte, für Christus tragen zu dürfen.
Versöhnung beruht auf Wahrheit, nicht auf Verschweigen
Mehr noch, blieb er im Geheimen aktiv als Seelsorger, hörte Beichte, las täglich die hl. Messe und wurde so zu einer außerordentlich starken geistlichen Stütze für seine Mithäftlinge und deren Familien. Erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1991 kam der Priester wieder frei und folgte seiner Berufung als Geistlicher. Indem er auf Wahrheit setzte anstatt auf Verschweigen, sowie den Hass aus den Herzen der verfeindeten Menschen seines Heimatlandes vertrieb, schaffte er echte Versöhnung, wusste Altabt Gregor aus der Vita des Geehrten zu berichten.
Bald nachdem Papst Franziskus während seines Albanien-Besuches 2014 die 27 Jahre dauernde Leidensgeschichte aus dem Mund des albanischen Priesters gehört hatte, kreierte er Don Ernest zum Kardinal Simoni. Insofern erhält Kardinal Simoni als Repräsentant aller, während des Kommunismus unter Enver-Hoxha unterdrückten und verfolgten Christen Albaniens, diesen konzeptionell einmaligen Preis, der in nicht näher definierten Zeitabständen, aber immer um den katholischen Gedenktag des hl. Thomas Morus (22. Juni), an verdiente Männer und Frauen verliehen werden soll.
Thomas Morus Silbermedaille und Spende
Bei dem Preis handelt es sich um eine Silbermedaille, 9 cm im Durchmesser, mit dem Hl. Thomas Morus auf der Vorderseite und Revers dem Hl. Georg als Drachentöter. Vor Überreichung der Thomas-Morus-Medaille, welche in einem großen, Buch-artigen Behältnis eingebettet ist, las Prinz Liechtenstein auch die eingebundene Urkunde vor, die in ihrer handschriftlich prachtvoll gestalteten Aufmachung an mittelalterliche Regesten aus kaiserlich-königlichen Archiven erinnert. Zusätzlich spendete der St.Georgs-Orden € 5.000,- für wohltätige Projekte Simonis in Albanien.
Schließlich ergriff der Preisträger, Kardinal Simoni, selbst das Wort, dankte und erzählte, wie er mit den körperlichen wie geistig-seelisch erniedrigenden Umständen während der vielen Jahre fertig wurde. Aber auch von der Kraft und Ausdauer, welche er durch das Gebet, die tägliche Eucharistie und Gnade Gottes erhalten hatte. In diesem Sinne empfahl er der Wohlstands-verwöhnten Gesellschaft des Westens, mehr zu beten, zu glauben und zu lieben.
Zusätzliche Information:
Wer qualifiziert sich für den Thomas-Morus-Preis?
In Zeiten allgemeinen Werteverfalls, geistiger Verarmung und einer Politik, die mit unverantwortlichen Versprechungen und ohne jegliche gewissenhafte moralische Ausrichtung, das Sozialgefüge zum Nachteil von Familien, Jugend, Alten, Schwachen und Ausgegrenzten verändert, sollen die geehrten Laureaten aus den Disziplinen Politik, Medizin, Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Publizistik, den Regierenden und Politikern als glaubwürdige Vorbilder für sittliches Verhalten, Mut in Wort und Handeln, sowie für gerechte, konsequent selbstlose Entscheidungen dienen.
Zur Veranstaltung erschien in der überregionalen katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost” der folgende Beitrag, den wir mit freundlicher Genehmigung der Zeitung hier wiedergeben.
Außerdem ist der Artikel hier in der Online-Ausgabe der Zeitung nachzulesen.
Fotos vom festlichen Abend