Was ist konservativ

Ist der Begriff in die Jahre gekommen? Oder gar seine Inhalte?

Seinen viel beachteten und lange nachher noch diskutieren Selbstvorstellungsvortrag bestritt an diesem Abend der Mediziner Dr. Michael Winter zum Thema ‚Was ist konservativ‘.

Die Frage scheint nicht unberechtigt, zumal der sozialistische Kommunismus sowie die kapitalistischen Auswüchse untergegangen sind, dennoch ist der Bestand des effektiven Konservatismus fraglich. Deshalb versuchte Dr. Winter die undefinierte geistige Masse ideengeschichtlich, politisch, gesellschaftlich und philosophisch zu beleuchten. Als erstes sei der Konservatismus die Negation von Ideologie. Vielmehr reflektiere er ihn als Resultat klassischer Erziehung und Tradition, sichtbar in Haltung, Charakter und gesellschaftlicher Ordnung. Dazu erinnerte er an den berühmten Spruch von Antoine de Rivarol: „Konservativ ist nicht ein Hängen an dem was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt.

Die Entstehung des politischen Konservatismus geht zurück auf das Ende des 18. Jhdts., als Reaktion auf die Französische Revolution, welche die gewachsene Ordnung Europas ins Wanken brachte und uns bis heute erschüttert. Damals schon wurden die gesellschaftlichen Elemente Tradition, Familie, Privateigentum und Religion radikal in Frage gestellt. Nicht zu vergessen die 68-er Bewegung, bei welcher die destruktiven Elemente der Französischen Revolution erneut in Schwung kamen

Exemplarisch für linke Methodologien seien Political Correctness (inkl. Denk- und Sprech­verboten), Genderismus und Hypermoralismus, die alle einer quasi diskursfreien Herrschaft unterliegen. Zumal diesen Herrschaftsinstrumenten eine immanente Geist- und Menschen­feind­lichkeit gemein ist, kämpfen deren linke Anhänger gegen Familie, Schule und Universi­tät – Institutionen, welche seit jeher ein eigenständiges und kritisches Denken fördern. Aufgabe der Konservativen sei es, die linken Herrschaftsinstrumente als solche zu erkennen, zu benennen und zu dekonstruieren.

Im Sinne seiner Ausführungen erwähnte der Ordensnovize auch Friedrich Schiller: „Der Dank, den wir unseren Vorfahren schuldig sind, lässt sich nur in der Selbstverpflichtung gegenüber der Nachwelt abstatten.“ Schlussendlich zitierte Dr. Michael Winter den hl. Augustinus, welcher der Ritterlichkeit ein hohes Maß an Transzendenz andichtete: „Solange wir leben, kämpfen wir, solange wir kämpfen, ist es ein Zeichen, dass wir nicht unterlegen sind und der gute Geist in uns wohnt. Und wenn Dich der Tod nicht als Sieger antrifft, soll er Dich wenigstens als Kämpfer finden.

Geradezu ritterlich und ganz im Sinne unserer christlich ausgerichteten Denkwerkstatt appel­lier­te der Vortragende: „Konservatismus ist das Kondensat religiös begründeter und geschichtlich gereifter Vernunft.

Ein großer Applaus ergoss sich über den Vortragenden und es gab noch eine kurze Fragezeit, bevor die knapp 70 Teilnehmer im angeregten Austausch miteinander das gemeinsam Abendbrot einnahmen.